Kapitel 2: Ep. 1 - Start des kostenpflichtigen Dienstes I
„Ich
bin Dokja.“
Normalerweise stellte ich mich den Leuten so vor, und dann kam es meist zu folgendem Missverständnis:
„Oh, bist du ein Einzelkind?“
„Das bin ich, aber das meine ich nicht.“
„Hm? Was dann?“
„Mein Name ist Dokja. Kim Dokja.“
Mein Vater gab mir diesen Namen, damit ich ein starker Mann werde, selbst wenn ich allein bin. Aber dank dieses Namens, den mein Vater mir gegeben hatte, lebte ich einfach als alleinstehender Mann, unauffällig in meiner Einsamkeit.
Kurz gesagt, mein Leben sah so aus: Kim Dokja, 28 Jahre alt, alleinstehend.
Mein Hobby war das Lesen von Web-Romanen in der U-Bahn auf dem Weg zur und von der Arbeit.
„Wenn das so weitergeht, wirst du noch von deinem Smartphone eingesaugt.“
In einer lauten U-Bahn hob ich reflexartig meinen Kopf. Ein Paar neugieriger Augen starrte mich direkt an. Sie gehörten zu einem Mitarbeiterin der Personalabteilung, Yoo Sangah.
„Ah, hallo“, grüßte ich sie.
„Hast du Feierabend und fährst nach Hause?“
„Ja. Und was ist mir dir, Yoo Sangah-ssi?“
„Ich hatte Glück. Der Manager ist heute auf Geschäftsreise gegangen.“
Yoo Sangah setzte sich, sobald der Platz neben mir frei geworden war. Von ihren Schultern ging ein subtiler Geruch aus und der machte mich etwas nervös.
„Nimmst du normalerweise die U-Bahn?“
„Also ...“, Yoo Sangah machte eine finstere Miene. Wenn ich es mir recht überlegte, war dies das erste Mal, dass ich Yoo Sangah in einer U-Bahn getroffen hatte. Angefangen bei Personalchef Kang bis zum Finanzmanager Han... Es gab Gerüchte, dass Yoo Sangah jeden Arbeitstag von Männern aus der Firma nach Hause gefahren wurde.
Doch dann kamen unerwartete Worte aus Yoo Sangahs Mund: „Jemand hat mein Fahrrad gestohlen.“
„Du fährst mit dem Fahrrad zur Arbeit?“
„Ja! Ich hatte in letzter Zeit das Gefühl, dass ich zu wenig Bewegung hatte, da ich viele Überstunden machen musste. Und weil es da auch eine kleine lästige Angelegenheit gibt ... Solche Dinge waren der Grund.“
Aha, so war das also.
Yoo Sangah lächelte strahlend. Wenn ich sie so von nahem sah, konnte ich irgendwie verstehen, warum Männer sie attraktiv fanden, aber das war mir letztlich egal. Das Genre eines jeden Menschen war bereits festgelegt, und Yoo Sangah war jemand, der in einem anderen Genre lebte, als ich. Nach dem peinlichen Gespräch schauten wir auf unsere Handys. Ich öffnete die Webroman-App, in der ich zuvor gelesen hatte, während Yoo Sangah ... Was war das?
„Puede prestarme dinero.“
„Häh?“
„Spanisch.“
„...Ich verstehe. Was soll das bedeuten?“
„Bitte geben Sie mir etwas Geld“, antwortete Yoo Sangah stolz. Sie lernte auf ihrem Heimweg in der U-Bahn... Sie war wirklich in einem anderen Genre als ich. Aber wo hatte sie vor, einen solchen Satz zu benutzen, nachdem sie ihn gelernt hatte?
„Du bist ja fleißig.“
„Übrigens, was schaut sich Dokja-ssi an?“
„Ah, ich...“
In dem Moment, in dem ich noch dachte: „Oh, Mist“, landete Yoo Sangahs Blick bereits auf dem Bildschirm meines Smartphones.
„Ist es ein Roman?“
„Ja, also... Man könnte sagen, dass ich Koreanisch lerne.“
„Wow, ich mag auch Romane. Ich bin in letzter Zeit nicht zum Lesen gekommen, weil ich keine Zeit habe...“ Das war überraschend. Yoo Sangah las gerne Romane...? „Ich mag Romane von Murakami Haruki, Raymond Carver, Han Kang...“
Ah, ja, natürlich. War klar.
Yoo
Sangah fragte: „Dokja-ssi, welche Schriftsteller magst du?“
„Die
wirst du nicht kennen, selbst wenn ich dir ihre Namen sage.“
„Ich habe eine Menge Romane gelesen. Wer sind die Autoren?“
Zu diesem Zeitpunkt war es wirklich schwer zu sagen, dass mein Hobby Web-Romane lesen war. Ich warf einen Blick auf den Titel des Romans in der App.
[Die Welt nach dem Untergang]
Autor: Sing Shangshong.
Ich konnte nicht sagen, dass ich 'Die Welt nach dem Untergang von Sing Shangshong' lese.
„Es ist nur ein Fantasy-Roman. Es ist... Wie hieß es noch mal? Richtig, er ist so ähnlich wie 'Herr der Ringe'...“
Yoo Sangahs Augen weiteten sich: „Oh. Der Herr der Ringe. Da habe ich auch die Filme gesehen.“
„Ja, die Filme sind gut.“
Es
folgte Schweigen. Yoo Sangah schaute immer noch in meine Richtung und
schien darauf zu warten, dass ich etwas sage. Es wurde langsam
peinlich. Also beschloss ich, das Thema zu wechseln: „Es ist schon
ein Jahr her, dass wir beide in die Firma eingetreten sind,
nicht
wahr? Letztes Jahr, um diese Zeit war es, glaube ich. Die Zeit
vergeht wirklich wie im Flug.“
„Ja, da hast du recht. Damals hatten wir beide keine Ahnung, was auf uns zukommt, nicht wahr?“
„Ja, das stimmt. Es kommt mir vor wie gestern, aber die Vertragslaufzeit ist schon fast vorbei.“ Mir wurde klar, dass ich etwas Falsches gesagt hatte, als ich Yoo Sangahs Ausdruck sah.
„Also, ich...“, Yoo Sangah brach ab.
Ich hatte es komplett vergessen. Yoo Sangah hatte letzten Monat einen Geschäftsabschluss mit einem ausländischen Kunden und war dadurch bereits zur Vollzeitangestellten befördert worden.
„Ach, stimmt ja, da war ja was. Meine Glückwünsche kommen jetzt wohl schon zu spät. Das tut mir leid. Haha, vielleicht hätte ich mich auch anstrengen sollen, eine Fremdsprache zu lernen.“
„N-nein, überhaupt nicht, Dokja-ssi! Da ist noch die Leistungs-beurteilung, und ...“
Ich wollte es nicht zugeben, aber der Anblick von Yoo Sangah, wie sie sprach — war ziemlich cool. Ihr Gesicht schien in einem hellen Licht zu leuchten, als ob das Scheinwerferlicht der Welt nur auf diese eine Person gerichtet wäre.
Wäre diese Welt ein Roman, wäre die Hauptfigur wahrscheinlich jemand wie sie.
Tatsächlich war das ein unvermeidliches Ergebnis.
Ich hatte zwar nicht hart gearbeitet, ... aber Yoo Sangah schon.
Während ich Webromane im Internet las, ... hat Yoo Sangah fleißig gelernt.
Es war also unvermeidlich, dass Yoo Sangah eine unbefristete Vollzeitangestellte werden würde und mein Vertrag gekündigt werden würde.
„Ähm,... Dokja-ssi.“
„Ja?“
„Wenn es dir nichts ausmacht... Soll ich dir die App verraten, die ich benutze?“ Yoo Sangahs Stimme klang plötzlich ganz weit weg.
Es
kam mir so vor, als würde ich mich unendlich weit von der Welt
entfernen. Um mich gedanklich wieder zusammen zu reißen, zwang ich
mich, die Augen zu öffnen und meinen Blick nach vorne zu
richten.
Auf dem Sitz gegenüber von mir im Zug saß ein Junge. Er
sah etwas über 10 Jahre alt aus. Der Junge, der ein
Insektensammelnetz in einer Hand hielt, lächelte strahlend, während
er neben seiner Mutter saß.
„...Dokja-ssi?“
Wie wäre es, wenn ich ein anderes Leben hätte als das, das ich jetzt habe? Mit anderen Worten, was wäre, wenn das Genre meines Lebens anders gewesen wäre?
„Kim Dok...“
Wenn das Genre meines Lebens nicht 'Realismus', sondern 'Fantasie' gewesen wäre...
Wäre ich dann in der Lage gewesen, der Protagonist zu werden?
Wer weiß das schon.
Das würde ich wahrscheinlich nie herausfinden. Aber wenn es etwas gab, dass ich wusste, dann das: „Ist schon in Ordnung, Yoo Sangah-ssi.“
„Wie bitte?“
„Selbst
wenn du mir die App verrätst, wird es nichts nützen.“
Das
Genre meines Lebens war ganz klar 'Realismus'.
„Das
liegt daran, dass ein Dokja das Leben eines Dokjas hat, verstehst
du?“
„Hm? Was meinst du ...“
„Es ist nur so, dass manche Menschen im Leben so sind.“
Und in diesem Genre war ich kein Protagonist, sondern ein 'Leser': „Das Leben eines Dokjas...“
Yoo Sangah machte einen ernsten Gesichtsausdruck, also winkte ich ein wenig mit der Hand, um zu zeigen, dass es mir wirklich gut ging. Ich wusste nicht genau, warum, aber diese Person schien sich aufrichtig Sorgen um mich zu machen. Nun, sie war von der Personalabteilung... also wusste sie wahrscheinlich schon über meine Arbeitsleistung Bescheid.
„Dokja-ssi sagt wirklich tolle Sachen.“
„Was?!“
„Dann habe ich wohl auch ein eigenes Leben, das Leben einer Sangah.“
Yoo Sangah schien sich etwas überlegt zu haben, denn sie wandte sich wieder dem Studium von Spanisch zu. Ich starrte sie eine Weile an, bevor ich mich wieder dem Roman zuwandte. Alles war wieder normal, aber seltsamerweise klappte das Blättern im Roman nicht so gut.
Vielleicht lag es daran, dass mir die Schwere der Realität bewusst wurde, dass ich nicht zurückblättern konnte.
Zu diesem Zeitpunkt erschien eine Benachrichtigung am oberen Rand auf meinem Smartphone: [Sie haben eine neue Mail.]
Sie war von dem Autor von 'Wege des Überlebens'. Ich öffnete die Mail.
-Leser-nim, mein Roman wird ab 19 Uhr gebührenpflichtig. Das hier wird hilfreich sein. Viel Glück!
[1 Anhang]
Der Autor hatte gesagt, dass er mir ein Geschenk machen würde. Was war das für ein Geschenk?
...Wie
mein Name, war ich auch von Natur aus ein Leser. Daher war ich sehr
gespannt auf diese Mail. Ja, es war nicht schlecht, als Leser zu
leben. Ich schaute auf die Uhr. Es war 18:55 Uhr. Ich hatte also noch
genau fünf Minuten Zeit, bevor der Roman um 19 Uhr gebührenpflichtig
wurde.
Daher öffnete ich meine Liste der bevorzugten Romane in
der App. Da ich der einzige Leser war, sollte ich einen
Glückwunschkommentar hinterlassen und dem Autor Kraft geben. Doch …
- Das Werk existiert nicht.
Ich versuchte mehrmals, 'zerstörten' in das Suchfeld einzugeben, aber das Ergebnis war immer das dasselbe. Der Eintrag für 'Wege des Überlebens' war spurlos verschwunden. Das war merkwürdig. Hatte es jemals einen Fall gegeben, in dem ein Roman ohne Benachrichtigung gelöscht worden war, nachdem er kostenpflichtig gemacht werden sollte?
In diesem Moment ging das Licht in der U-Bahn aus, und das Innere des Zuges wurde dunkel.
Quiiiiiiiiiieeetsch-!
Die U-Bahn rüttelte heftig und gab ein metallisches Geräusch von
sich. Es veranlasste Yoo Sangah zu schreien und meinen Arm zu packen.
Dann hörte ich das Geräusch von anderen Menschen, die sich
aufregten. Yoo Sangah packte mich so fest am Arm, dass ich mehr
auf den Schmerz in meinem linken Arm achtete als auf das plötzliche
Anhalten. Es dauerte ein Dutzend Sekunden, bis der Zug zum Stillstand
kam.
Dann hörte ich verwirrte Stimmen, die von überall her kamen.
„Ähm, was soll das?“
„W-Was ist das?“
In der Dunkelheit gingen ein oder zwei Smartphone-Lichter an. Yoo Sangah hielt immer noch meinen linken Arm fest und fragte: „Was ist hier los?“
Ich tat so, als ob mich das nicht interessierte: „Mach dir keine Sorgen. Ist bestimmt keine große Sache.“
„Meinst du?“
„Ja,
es handelt sich wahrscheinlich um eine Störung durch einen
Selbstmord. Der Fahrer wird bald eine Durchsage machen.“
Als
ich geendet hatte, hörte ich die Durchsage des Lokführers: „An
alle
Fahrgäste im Zug. Ich wiederhole: An alle Fahrgäste im
Zug....“
Die laute Umgebung wurde ruhig. Ich seufzte und öffnete meinen Mund: „Siehst du, es ist keine große Sache. Jetzt kommt eine Entschuldigung, und der Strom wird wieder an—“
„Lauft alle weg! Lauft!!!“
'Was?!'
Es
ertönte ein Piepton, und die Ton wurde abgeschaltet. Das Innere des
Zuges war ein einziges Chaos.
„D-Dokja-ssi? Was ist das...?“
Ein helles Licht blitzte von der Vorderseite des Zuges auf. Es gab ein lautes Trommelgeräusch, gefolgt von einem Knall. Etwas bewegte sich in dieser Dunkelheit. Es war reiner Zufall, dass ich in diesem Moment auf die Uhr sah — 19:00 Uhr.
Tick, es war, als würde die Welt stehen bleiben.
Dann hörte ich eine Stimme:
[Der
kostenlose Dienst des Planetensystems 8612 wurde beendet.]
[Das
Hauptszenario hat begonnen.]
Dies
war der Moment, in dem sich das Genre meines Lebens änderte.
Info:
Dokja
kann auf Koreanisch 'Einzelkind', 'Leser' oder 'Individualist'
bedeuten.
-ssi ist eine koreanische Anrede. Es ist die formelle Art, jemanden anzusprechen, wenn man mit oder über eine Person spricht.
-nim ist ein hoher Ehrentitel, der als Zeichen des Respekts verwendet wird.
[Die Welt nach dem Untergang] klitzekleiner Scherz des Autorenduos. Das Erstlingswerk der beiden Autoren Sing'n'Song war 'Die Welt nach dem Untergang'. Hierzu gibt es auch einen Webtoon, der aktuell auch von C-Lines (Carlsen Manga) veröffentlicht wird mit dem Titel 'The world after the fall'. In beiden Werken werden jeweils unzählige kleinere und größere Anspielungen auf das andere Werk gemacht. Es fällt halt beim Webtoon extrem auf... dieser Webtoon ist ebenfalls auch online bei webtoons.com auf Deutsch zum reinlesen verfügbar.
Die Bilder stammen aus der original koreanischen Printausgabe.
bin gespannt was er bekommen hat den anhang von seiner mail hat er ja noch nicht angeschaut. jetzt findet er seinen roman nicht mehr und genau um 19 uhr passiert das . wieso sollen sie rennen was ist passiert.was kommt noch alles und dann diese stimme das kostenlose planetensystem wurde beendet das hauptzanario beginnt.
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