Kapitel 12: Ep. 3 – Der Vertrag I

 


Kapitel 12: Ep. 3 – Der Vertrag I



Mein Körper wurde plötzlich schwer, während ich spürte, wie Wasser in meine Lungen eindrang. Dann wurde ich irgendwo hineingesaugt. Ich war nur nicht zerrissen worden, weil ich mit perfektem Timing gefallen war.
Aber ich dürfte hier nicht das Bewusstsein verlieren. Ich musste wach bleiben. Ich wusste, dass ich noch eine Weile durchhalten und abwarten musste. Irgendwie schaffte ich es, mich zusammenzurollen und den Atem anzuhalten.

10 Sekunden, 20 Sekunden, 30 Sekunden, ...

Ich atmete kaum noch, als meine Hände schließlich eine greifbare Fläche in der Dunkelheit berührten.

„Urgs!“

Mir fiel das Atmen schwer, selbst nachdem ich mehrmals das Flusswasser hochgehustet und erbrochen hatte. Mein Körperbau der Stufe 10 hatte mich vor dem Tod durch Aufprall auf die Wasseroberfläche bewahrt, aber die großen und kleinen blauen Flecken am ganzen Körper waren sehr schmerzhaft. Um nicht in Panik zu verfallen, kontrollierte ich meine Atmung und schaltete dann mein Smartphone ein. Ich war besorgt, dass es bei dem Sturz kaputt gegangen sein könnte, aber zum Glück ließ es sich problemlos einschalten. Es war gut, dass ich damals dafür viel Geld ausgegeben und ein Smartphone mit wasserdichten Funktionen gekauft hatte.

Die Taschenlampe schaltete sich ein, und die Landschaft um mich herum fiel mir ins Auge. Um mich herum waren riesige Mauern, an denen Betonreste zerstörter Bauwerke vorbeizogen. Die Innereien eines Ichthyosaurier-Magens war noch ekliger, als ich es mir vorgestellt hatte.

„Verdammt.“

Yoo Joonghyuks Gesichtsausdruck, als er ohne zu zögern seinen Griff um mich gelöst und mich dann von der Brücke geworfen hatte, war mir noch lebhaft in Erinnerung. Ich hatte es erwartet gehabt, aber es war schockierender, als ich gedacht hatte.

… Wenn ich sein Gefährte sein wollte, musste ich hier überleben. Es war nicht so, dass ich es nicht verstand. Das Gewicht dieses Wortes, 'Gefährte', war zu groß für Yoo Joonghyuk. Seit seinem Scheitern in der ersten Runde der Regression hatte Yoo Joonghyuk nie einen echten 'Gefährten' an sich herangelassen. Es war schwierig für normale Menschen, sich an das Wachstum eines Regressors zu gewöhnen und ihm folgen. Deshalb hatte er stets alles allein gelöst, wurde als Retter verehrt und war dadurch natürlich einsam. Für Yoo Joonghyuk waren 'Menschen' entweder nur Untergebene oder Feinde.

Dies war also eine Prüfung. Wenn ich ihm ebenbürtig sein wollte, musste ich diese Aufgabe allein lösen.

… Nun, das war, wenn ich es aus Yoo Joonghyuks Sicht betrachtete.

„Was für ein Psychopath! Von wegen Gefährte!“

Ich paddelte kaum merklich zu einer schwimmenden Styroporplatte und hob meinen Körper auf sie. Dank der Wärme innerhalb des Magens war mir nicht kalt. Das Problem war jedoch, was von nun an geschehen sollte. Ich schloss meine Augen und spielte das Nachrichtenprotokoll ab, das ich gehört hatte.


[Sie haben es nicht geschafft, das Szenario abzuschließen.]
[Das Szenario wird beendet.]
[Dir wurden für die Kanalnutzungsgebühr 100 Münzen abgezogen.]
[Die Konstellation 'Gefangener des Goldenen Stirnbands' hat bei deinen provokanten Bemerkungen genickt.]
[100 Münzen wurden gesponsert.]
[Die Konstellation
'Dämonische Richterin des Feuers' stimmt deiner Wahl zu.]
[100 Münzen wurden gesponsert.]
[Die Konstellation 'Heimlicher Verschwörer' ist enttäuscht über deine unbedachten Äußerungen.]


Es gab eine ganze Reihe von Nachrichten. Zudem hatten mich ein paar exponierte Konstellationen gesponsert. Vielleicht lag es an dem letzten Gespräch, das ich mit Yoo Joonghyuk hatte. Ich fühlte mich ein wenig niedergeschlagen, während ich die Botschaften der Konstellationen nacheinander durchlas und die Münzen einsammelte. Hätte ich eine dieser Konstellationen in der ersten Sponsorenauswahl gewählt gehabt, dann wäre das vielleicht nicht passiert.

Aber ich habe meine Wahl bislang nicht bereut.

Nachdem ich Yoo Joonghyuk direkt begegnet war, war ich mir nun sicher: Der Große Weise, dem Himmel ebenbürtig, mochte ein Sponsor von höchster Qualität sein, aber er war nicht genug.

Wenn ich Yoo Joonghyuk entgegentreten wollte, brauchte ich mehr als nur einen 'Sponsor'.

Das war es, was ich hier erreichen wollte.

Die Wände des Magens knurrten, und kleine Wellen erhoben sich. Der Seekommandant schien sich zu bewegen. Ich schaltete mein Smartphone ein und berechnete die Zeit. Laut 'Wege des Überlebens' begann der Ichthyosaurier etwa drei Stunden nach der Nahrungsaufnahme Magensäure abzusondern. Mit anderen Worten: Ich hatte nicht mehr viel Zeit.

[Haha, es ist traurig, dass es so gekommen ist, aber es war sehr interessant]. Es war ein Soundeffekt zu hören, bevor die Stimme des Dokkaebi ertönte.

„... Dokkaebi?“

[Ja, ich bin's. Du scheinst überhaupt nicht in Panik zu geraten?]

„Ich wusste, dass du kommen würdest.“

[Hm. Klingt, als hättest du auf mich gewartet?]

„Natürlich, ich habe auf dich gewartet.“

Ein Licht ging an, und das Dokkaebi erschien. Ich konnte es anhand seines Ausdrucks allein nicht erkennen, aber der Kerl war eindeutig interessiert. Da man mich hierher abgeschoben hatte, würde ich nicht weiter zum Zuge kommen, daher sprach ich absichtlich im ruhigen Ton: „Willst du keine Münzen von mir einfordern?“

[... Münzen?]

„Du musst doch Münzen einfordern, wenn ich das Szenario nicht schaffe.“

[Hmm, nicht dein Leben?]

„Wenn du mein Leben einfordern wollen würdest, dann hättest du 'Tod' in die Spalte der Misserfolgsergebnisse geschrieben, und nicht drei Fragezeichen. Heißt das nicht, dass es einen gewissen Verhandlungsspielraum gibt?“

[...Hahaha. Wie interessant.]

In der Tat gab es ein Schlupfloch in meinen Worten. Die Meldung des Szenarios lautete 'Scheitern: ???'. Das bedeutete wörtlich, dass die Strafe für ein Scheitern unbekannt war. Es war nur meine Annahme, dass es sich um einen Tausch gegen Münzen handelte. Dennoch gab es einen Grund, warum ich mir hier so sicher war.

„Irre ich mich da?“

Es war, weil ich dieses Szenario bereits kannte. Der Dokkaebi zögerte einen Moment, bevor er nickte.

[Du hast recht. Es ist erstaunlich, dass du diese Schlussfolgerung nur anhand dieses kleinen Hinweises ziehen konntest... Aber kein Wunder von jemandem, der die Aufmerksamkeit der Konstellationen auf sich gezogen hat.]

Der Ton des Dokkaebi war von aufrichtiger Bewunderung erfüllt.

[Wie du schon sagtest, so kann man sich mit Münzen aus gescheiterten Nebenszenarien herauskaufen.]

„Wie viel?“

[Zahle 5.100 Münzen, dann lasse ich dich am Leben.]

Ich schaute nach, wie viele Münzen ich gerade besaß.


[Münzen im Besitz: 5.100 C]


Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Diese Göre wollte mich wohl verarschen.

„Das ist zu teuer.“

[Haha, dann stirb doch einfach. Es liegt an mir, ob ich die Münzen annehme oder nicht. Da du etwas falsch gemacht hast, kannst du auch einfach hier aufgeben!]

„Dann töte mich halt.“

[... hä?]

„Töte mich.“

[------.]

„Kannst du mich nicht töten?“

Der Dokkaebi bewegte sich nicht. Das war eine natürliche Reaktion. Immerhin hatten die Konstellationen gerade eine Menge Spaß mit mir. Außerdem wäre er nicht hierher gekommen, wenn er vorgehabt hätte, mich zu töten. Für diesen Kerl musste ich hier überleben oder zumindest elendig sterben.

[Haha, du gehst mir wirklich auf die Nerven. Was hast du vor …?!]

Die flach geformten Augenbrauen des Dokkaebi zogen sich wütend zusammen. Es war an der Zeit, mit den Sticheleien aufzuhören und zum
zum eigentlichen Thema zu kommen.

„Unter-Dokkaebi Bihyung! Wie läuft denn deine Streamer-Karriere so?“

Wenn es einen Riss im Gesicht gäbe, dann würde er genau so aussehen! Dokkaebi Bihyung zeigte zum ersten Mal Verwirrung.

[Woher kennst du meinen Namen?]

„In letzter Zeit lief es wohl nicht so gut, oder? Die Konstellationen sind
zu geizig.“

[W-Wer zum Teufel bist du? Wie kann ein einfacher Mensch...]

Bihyungs Hörner zitterten. Es war eine natürliche Reaktion. Schließlich konnte ein gewöhnlicher Mensch nichts über das Sternenstreamsystem wissen. Aber ich war kein gewöhnlicher Mensch.


[Einige Konstellationen zweifeln an deiner Identität.]
[Die Augen der Konstellation 'Heimlicher Verschwörer' leuchten bei deinem Plan auf.]


Von nun an war es keine Geschichte mehr für die Konstellationen. Ich flüsterte in Bihyungs Richtung: „Wie wäre es, wenn wir uns unterhalten, nachdem du den Kanal geschlossen hast?“

Bihyung war besorgt und schloss den Kanal.


(#BI-7623 Kanal ist geschlossen.)


Als die Konstellationen vom Kanal getrennt worden waren, zeigte Bihyung sein wahres Gesicht.

[Sag, was du zu sagen hast... Wie kann ein normaler Mensch von der Sternenstream-Übertragung wissen?]

„Das ist jetzt nicht wichtig.“

[Häh?]

„Bihyung, willst du der 'König der Dokkaebis' werden?“

[Was willst du -]

„Willst du nicht der beste Streamer des Netzwerks werden und Dokgak und Gildal übertreffen?“

Bihyungs Gesichtsausdruck veränderte sich.

Dokkaebi Bihyung, unterschreibe einen Vertrag mit mir. Dann werde ich dich zum König der Dokkaebis machen!“





INFO:

Bihyung = Auch hier gibt es zwei mögliche Schreibweisen. Da habe ich mich für die einfachere Variante entschieden (nämlich: So wie man's spricht). Es gibt auch noch die Schreibweise Bihyeong. Es handelt sich bei beiden Varianten um das gleiche Dokkaebi.


Dokgak und Gildal = Das sind auch Dokkaebis mit eigenen 'Kanälen', wahre Streamingstars unter den Dokkaebis und tauchen später noch auf... für uns ist aber eigentlich nur Bihyung wirklich wichtig. Ihr müsst euch das wie bei Youtube oder twitch vorstellen. Die Dokkaebis haben Kanäle und brauchen, um erfolgreich zu sein, Abonnenten. Die Abonnenten sind die Konstellationen, die an den Kanal, den sie beobachten, eine Gebühr bezahlen (neben der Möglichkeit zu sponsern). Ergo: Wenn ein Kanal viele Abonnenten hat, verdient er sehr gut und das Dokkaebi, das diesen Kanal betreut, steigt im Rang auf. Der höchste Rang ist 'König'. Unser Bihyung betreut / moderiert bisher einen gaaaaaaaaaaanz kleinen Kanal (= kaum Abonnenten) und träumt natürlich davon, im Rang möglichst schnell aufzusteigen. Im nächsten Kapitel gibt es dazu aber auch noch mal Infos.






1 Kommentar:

  1. also ehrlich der eine hat es nicht alle .gut das er dies überlebt hat. er will im also helfen zum könig zu machen wenn er einen vertrag mit im eingeht .wird er es machen.

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